Hintergrundwissen zu Hydrophobierungsmitteln

Es ist nicht einfach, den Überblick über das Dickicht der angebotenen Produkte zu gewinnen, aber ich möchte hier Anhaltspunkte dazu bieten. Ganz ohne Chemie geht es dabei aber nicht. :-)
Damit man die Handelsprodukte korrekt zuordnen kann, werde ich mich bei den chemischen Bezeichnungen an jene halten, die auch in den technischen Datenblättern und Sicherheitsdatenblättern der Handelsprodukte zu finden sind.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines - das Wirkungsprinzip

Einen Baustoff zu hydrophobieren bedeutet ihn wasserabweisend zu machen, oder zumindest seine Wasseraufnahme zu reduzieren. Der hydrophobierende Wirkstoff belegt die inneren Poren- und Kapillaroberflächen und macht sie dadurch wasserabweisend. Die Poren und Kapillaren werden dabei aber nicht verschlossen, das heißt, dass die Diffusionsfähigkeit (Atmungsaktivität) des Baustoffes so gut wie unverändert erhalten bleibt.
Alle Hydrophobierungsmittel auf Basis siliciumorganischer Verbindungen brauchen für die Reaktion zum endgültigen Wirkstoff (Siliconharz) Feuchtigkeit, die aber auf jedem Baustoff in ausreichender Menge vorhanden ist (adsorbiert). Zur optimalen Wirksamkeit gehört es auch, dass die Siliconharzmoleküle chemisch fest auf der Baustoffoberfläche gebunden werden und ihre wasserabstoßenden Molekülteile (die Kohlenwasserstoffketten) in den freien Porenraum hinein recken können ... (Skizzen aus [1]):

unbehandelte Baustoffoberfläche

Hydrophobierung
==============>

hydrophobierte Baustoffoberfläche
unbehandelte Baustoffoberfläche
(mit adsorbierten Wassermolekülen)
hydrophobierte Baustoffoberfläche
(Siloxanmoleküle fest gebunden und ihre wasserabstossenden Molekülteile (hier vereinfacht nur CH3-Gruppen) nach aussen gerichtet)

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Produktübersicht - die verschiedenen Wirkstoffe

Die allermeisten am Markt befindlichen Hydrophobierungsmittel bestehen aus einem Gemisch mehrerer der genannten Wirkstoffe und diverser Hilfsstoffe. Es werden jedoch auch Mischungen mit ganz anderen Substanzen (vorwiegend organischen Harzen, Kieselsäureestern, Titanestern u.ä., meist zur Implementierung einer verfestigenden Wirkung) gehandelt. Auf diese Wirkstoffe wird hier zwar nicht weiter eingegangen weil es hier um die hydrophobierende Wirkung geht, aber grundsätzliches  findet sich im Abschnitt Hydrophobierung mit gleichzeitiger Verfestigung. 
 
a)   Alkoxysilane (vereinfacht oft "Silane" genannt)

Unter Silanen werden im Bautenschutz die Alkylalkoxysilane verstanden, während "anhydrolisierte Silane" wiederum eher zu den Alkylalkoxysiloxanen gehören. Im Handel sind sie anzutreffen:
b)   Alkoxysiloxane (oft einfach nur "Siloxane" genannt)

Es gibt oligomere und polymere Siloxane, sprich: Produkte mit kleinen und großen Molekülen. Im Handel anzutreffen:
c)   Siliconharze (Alkylpolysiloxane)

d)   Alkalisiliconate

Es sind hochalkalische Lösungen von Kaliumsiliconat und sie reagieren, auf den Baustoff aufgetragen, mit dem Kohlendioxid der Luft, wobei dann ein Silanol als Zwischenstufe entsteht und diese weiter zum Silikonharz reagiert. Dabei entsteht Kaliumcarbonat (Pottasche, K2CO3) als Nebenprodukt, das sich dann als weißer Belag auf der Oberfläche störend bemerkbar machen kann und speziell bei Fassaden stören würde. 
Angewendet werden die Produkte vorwiegend zur werkseitigen Imprägnierung von Ziegeln, Gasbeton und ähnlichen Baustoffen, sind aber auch vielfach in Injektagemitteln für nachträgliche Horizontalsperren enthalten (dort meist in Kombination mit Wasserglas).
Zu empfehlen sind diese Produkte nur für die nachträgliche Imprägnierung von Gipsbaustoffen (wenn z.B. irrtümlich "weiße" GKP eingebaut wurden, anstatt der "grünen" oder nur Teilbereiche hydrophobiert werden sollen).

Alle vier Wirkstoffe ergeben letztendlich ein Siliconharz als Reaktionsprodukt auf der Baustoffoberfläche:
                         Reaktion mit Feuchtigkeit
Silan                 ----------------------------------->   Siliconharz
                            Molekülvergrößerung


                         Reaktion mit Feuchtigkeit
Siloxan               ----------------------------------->   Siliconharz
                            Molekülvergrößerung


                       Verdunsten des Lösungsmittels
Siliconharz           ----------------------------------->   Siliconharz


                         Reaktion mit CO2 der Luft
Siliconat             ----------------------------------->   Siliconharz
                            Molekülvergrößerung

Unabhängig davon, welchen Typ Hydrophobierungsmittel man verwendet, entsteht bei allen als Endprodukt ein Siliconharz - die Molekülgröße dieses Siliconharzes kann jedoch sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welche der genannten Ausgangsstoffe man einsetzt. Das ist hier nur von untergeordneter Bedeutung, soll aber nicht unerwähnt bleiben. Die gesamte Darstellung hier ist immerhin stark vereinfacht.

Hilfsstoffe

Zu den Hilfsstoffen zählen neben dem Lösungsmittel auch Emulgatoren, Konservierungsmittel und Katalysatoren.
Gängige Lösungsmittel sind Testbenzine, Isoparaffine und Alkohole (Isopropanol, Isobutanol), wobei der Trend zu den geruchsarmen Isoparaffinen und entaromatisierten Testbenzinen geht. Lösungsmittel mit einem merklichen Gehalt an Aromaten (Toluol, Xylole, Ethylbenzol, Trimethylbenzol u.ä.) sind aus gesundheitlicher Sicht sehr bedenklich. 
Um rasche Wirkung zu entfalten, enthalten lösungsmittelverdünnte Mittel in einigen Fällen metallorganische Kondensationskatalysatoren [2]. 
Die wasserverdünnbaren Hydrophobierungsmittel enthalten zwingend Emulgatoren (wobei die unterschiedlichsten Typen eingesetzt werden, bis hin zu siliciumorganischen Verbindungen, die dem eigentlichen Wirkstoff sehr ähnlich sind) ebenso wie Konservierungsstoffe, die zugegeben werden müssen, um die Lagerfähigkeit zu gewährleisten.

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Produktübersicht - die verschiedenen Zubereitungsformen

a)   Imprägnier-Emulsionen, wässrig

Es handelt sich um lösemittelfreie, wasserbasierte Emulsionen aus Kombinationen von Silanen und/oder Siloxanen. Es gibt auch wasser- und lösemittelfreie Konzentrate auf dem Markt, die vor der Verarbeitung erst mit Wasser verdünnt und dabei emulgiert werden (sogen. Mikroemulsionen).

b)   Imprägnier-Paste

Das sind hochviskose (genauer: thixotrope) Emulsionen von Siloxanen und Silanen in Wasser.  Durch die hohe Viskosität kann die Creme mittels Rolle, Bürste oder Airless-Spritze aufgebracht werden, ohne dass sie abläuft. (Es gibt derzeit nur einen Hersteller so weit ich weiß, und dessen Produkt besteht hauptsächlich aus Methylsiliconharz, Emulgatoren, Wasser und Octyltriethoxysilan.)

c)    Imprägnier-Lösungen, lösungsmittelhaltig

Es handelt sich um hochalkylierte Alkoxysiloxane, die sich weder in Alkoholen noch in Wasser lösen oder emulgieren lassen. Sie lösen sich nur in Benzin oder ähnlichen organischen Lösungsmitteln und sind bereits ca. 1970 Stand der Technik gewesen. 

d)   Imprägnier-Lösungen, wässrig

Wenn das Verkaufsprodukt eine wässrige Lösung ist, wird es sich um Kalium-Methylsiliconate oder Kalium-Propylsiliconate handeln. Diese haben einen recht eingeschränkten Anwendungsbereich. Sie sind die ersten siliciumorganischen Verbindungen auf dem Markt gewesen (ca. 1955).

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Organische Lösungsmittel oder wässrige Systeme?

Ein grundsätzliches Unterscheidungsmerkmal ist das Lösungsmittel des Hydrophobierungsmittels. Es gibt zwei Möglichkeiten:

Die in Wasser gelösten Siliconate spielen, wie schon erwähnt, keine große Rolle. Nachteilig sind die hohe Alkalität der Lösungen bei der Anwendung und die Salzabspaltung bei der Reaktion auf der Baustoffoberfläche, die dann häufig zu weißen Ausblühungen (Flecken) führt.

Vergleichende Versuche mit wasserbasierenden und lösungsmittelbasierenden Systemen haben keine grundlegenden Unterschiede bei der Eindringtiefe oder Wirksamkeit ergeben. Nichtsdestotrotz gibt es weniger wirksame Handelsprodukte und besser wirksame Handelsprodukte. Die wichtigen Unterschiede liegen dabei jedoch nicht im Wirkstoff selbst, sondern mehr in der Wirkstoffkonzentration, den Feinheiten der Rezeptur, der dazu passenden, korrekten Anwendungstechnik (u.a. die Häufigkeit der Imprägnierung und der Beschaffenheit des Untergrundes; siehe "Die richtige Anwendungstechnik").

Während die Siloxane, gelöst in organischen Lösungsmitteln, bereits seit ca. 1970 Stand der Technik sind, gibt es die wasserbasierten Produkte erst seit ca. 1990. Zwar verdrängen die wasserbasierten Systeme die lösemittelbasierten langsam, aber ihr deutlich höherer Preises und die Tatsache, dass die lösungsmittelhaltigen Systeme in ihrer Anwendung erst langsam vom Gesetzgeber eingeschränkt wird, bremsen diese Entwicklung noch. 

Silane gibt es sowohl als Lösung in Alkohol, als auch in Testbenzin gelöst. Jedoch ist die Wirksamkeit der alkoholischen Lösung (auch auf feuchtem Untergrund) schlechter. Alkohole als Lösungsmittel sollten nur dann eingesetzt werden, wenn bei der Verarbeitung der Kontakt mit Bitumen, Polystyrol (WDVS-Systeme!) oder ähnlichen, lösemittelempfindlichen Baustoffen nicht vermieden werden kann.
Diejenigen Silane, die als Emulsion in Wasser angeboten werden, stehen den in Testbenzin gelösten allerdings nicht generell nach.

Die (oft nur in den Sicherheitsdatenblättern näher spezifizierten) organischen Lösungsmittel lassen übrigens durchaus Rückschlüsse auf die verwendeten Rohstoffe (den Rohstofflieferanten) und damit den Entwicklungszeitpunkt und die Qualität des Produktes zu (altbekannt oder neuentwickelt; gute oder schlechte Langzeiterfahrungen).

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Gipsbaustoffe - ein Sonderfall

Gips nimmt eine Sonderstellung ein. Er lässt sich mit den üblichen Hydrophobierungsmitteln so gut wie nicht hydrophobieren. Diese sind nämlich vom Molekülbau her ganz auf die silikatische Baustoffoberfläche abgestimmt. Sie benötigen eine Oberflächenstruktur, die bei Gipsbaustoffen so nicht vorliegt und damit kann die oben in der Grafik angedeutete Bindung an den Untergrund nicht erfolgen. 

Eine Ursache dafür, dass Gipshydrophobierung auf so gut wie nie in den technischen Unterlagen der Hersteller auch nur erwähnt wird, ist sicherlich die Seltenheit der Aufgabenstellung: Gips wird im Außenbereich nicht verbaut und wo braucht man schon hydrophobe Baustoffe im Innenbereich?
Antwort: In Feuchträumen natürlich ... aber dort verwendet man mit den Gipskartonplatten und Gipswandbauplatten dann die ab Werk hydrophobierten Platten und die ebenfalls ab Werk mit Hydrophobierungsmittel versetzten Baugipspulver (Kleber, Fugengips). Nachträgliche Hydrophobierung von Gipswerkstoffen ist ein Problemfall.

<Fortsetzung folgt>

Wer sich tiefergehend mit der Gipshydrophobierung auseinandersetzen will, dem empfehle ich die Lektüre der Arbeit von Lina Jakobsmeier zur Reaktivität und Wechselwirkungen siliciumorganischer Verbindungen in der Gipsmatrix [3].

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Die richtige Anwendungstechnik

Das Ziel ist, gute Wirksamkeit über lange Zeit und ohne negative Nebeneffekte zu erhalten. Der Chemiker ist in der Lage, Verbindungen zu synthetisieren, die diesen Anforderungen entsprechen, soweit es der jeweilige Kenntnisstand und die Grenzen des Machbaren erlauben. Damit alleine ist es dann jedoch noch nicht getan: Die Produkte müssen auch richtig angewendet werden.
Grundsätzlich ist die Wirksamkeit der Imprägnierung um so besser, je höher die Eindringtiefe ist. Unter dem Gesichtspunkt des Preis/Leistungsverhältnisses gesehen. liegt die optimale Eindingtiefe bei normalen Fassaden jedoch nur bei 2 bis 4 mm, während bei Flächen, die einer Frost-Tausalzbeanspruchung ausgesetzt sind (waagerechte Flächen aus Beton , Estrich oder Pflastersteinen), die optimale Eindringtiefe deutlich höher ist (6-8 mm).

Grundsätzlich hängt die erzielbare Eindringtiefe ab von:

Wie feucht darf der Untergrund sein?
Eine exakte Angabe, wie feucht der Baustoff sein darf, lässt sich nicht machen. Ein Baustoff, der im Inneren sehr feucht, aber an der Oberfläche relativ trocken ist, kann sich für eine Imprägnierung durchaus eignen. Ein insgesamt gesehen eigentlich trockener Baustoff, der nach einem Regenschauer in der Oberflächenzone jedoch recht nass ist, kann man dagegen nicht imprägnieren. Für die Imprägnierbarkeit ist also der Wassergehalt in der recht dünnen Oberflächenzone ausschlaggebend. Die heutigen Imprägniermittel sind eigentlich allesamt nicht sonderlich feuchteempfindlich und selbst bei feuchter Witterung verarbeitbar, da der Baustoff in der Regel nach einem Tag ohne Regen bereits oberflächlich wieder ausreichend abgetrocknet ist. Im Zweifel achte man peinlich genau auf die Herstellerangaben im Technischen Merkblatt! 

Zum Auftragen eignet sich eine einfache Baumspritze ohne Zerstäuberdüse am besten (besser noch die malerüblichen Airlessgeräte, aber ein solches hat nicht jeder). Mittels Quast (Bürste), Fellrolle oder weichem Pinsel ist die Verarbeitung zwar prinzipiell auch möglich, jedoch ist eine tatsächliche Flutung mit dem erforderlichen Materialüberschuss meiner Meinung nach damit nur bei sehr kleinen Flächen sinnvoll zu erzielen.
Die Arbeitschutz-Hinweise des jeweiligen Herstellers genau durchlesen (speziell beim Spritzverfahren) und auch befolgen. :-)

Bei der Imprägnierung ist eine möglichst lange Kontaktzeit zwischen Baustoff und Imprägnierlösung das Ziel. An senkrechten Flächen ist dazu das Flutverfahren am geeignetsten: Man bringt dabei die Imprägnierlösung möglichst drucklos so auf die Fläche auf, dass diese an der Aufsprühstelle nicht mehr aufgesaugt wird, sondern bis zu einem halben Meter an der Fläche herunterläuft. Dadurch, dass man sich mit der Sprühdüse langsam seitwärts bewegt, wird die gesamte Fläche satt getränkt. Um größere Eindringtiefen zu erzielen ist ein mehrmaliger Auftrag dringend zu empfehlen. Zweimal kurz (weniger Auftragsmenge) ist besser als einmal lang gespritzt. Es sollte aber immer nass in nass gearbeitet werden, also nicht lange zwischen den beiden Flutungen gewartet werden. Wenn das Lösungsmittel der ersten Flutung in der Zwischenzeit merklich abdunsten kann, ist der Zeitraum zu lang gewählt. Also: Zügig arbeiten und lieber eine große Fläche in viele kleine, einzeln zu imprägnierende einteilen.

Der Abperleffekt und warum er nichts über die Qualität aussagt

Schon kurze Zeit nach dem Auftrag der hydrophobierenden Imprägnierlösung zeigt sich beim Aufsprühen von Wasser der typische Abperleffekt, der optisch sehr eindrucksvoll ist, jedoch letztendlich nichts über die Qualität der Hydrophobierung aussagt.
Anschaulich machen könnte man die Diskrepanz zwischen Schein und Sein sehr schön an einer Markise, auf der sich nach einem kurzen Regenschauer die Wasserperlen deutlich sichtbar sind. Das sieht dann so aus, als sei das Wasser nicht in den Stoff eingedrungen. Doch ist es ratsam, die Markise nicht in diesem Zustand einzurollen. Es könnte sein, dass es mit der Hydrophobierung doch nicht so weit her gewesen ist und man beim nächsten Öffnen eine böse Überraschung mit Stock- und Schimmelflecken erlebt. Bei Senkrechtmarkisen ist dieser Sachverhalt wesentlich komplexer.
Wichtig für die Langzeitwirksamkeit ist einerseits die Tiefenwirkung un andererseits die Alkalibeständigkeit (je nach Untergrund). Man kann sich über die Wirksamkeit sehr leicht täuschen (lassen): Wenn der Abperleffekt ist in den ersten Wochen hervorragend ist, so heißt das noch gar nichts. Die langfristige Wirkung kann vorhanden sein oder auch nicht.

Weit verbreitet auch in privaten Haushalten sind inzwischen Oberflächen im Badezimmer, die hydrophobische Eigenschaften aufweisen. Fliesen, Armaturen oder auch Waschbecken finden sich in den Produktportfolios der Sanitärunternehmen. Auch Duschkabinen Hersteller nutzen die hydrophobische Eigenschaft. Bei vielen Duschkabinen ist der Effekt des abperlenden Wassers besonders augenfällig: Wenn nach der Dusche die Wassertropfen nicht an den Kabinentüren haften bleiben, sondern einfach abperlen. Nicht zuletzt wegen der leichteren Reinigung sind hydrophobierte Oberflächen in den Haushalten auf dem Vormarsch.

Problematisch, weil vom Anwender nicht zu kontrollieren, sind zwei Faktoren: Der Wirkstoff und seine Alkalibeständigkeit sowie der Wirkstoffgehalt, also die Konzentration der Lösung. Ein guter Wirkstoff, aber in zu geringer Menge im Hydrophobierungsmittel enthalten, ist genauso schlecht wie ein schlechter Wirkstoff in ausreichender Konzentration. Hydrophobierungsmittelkauf ist Vertrauenssache!

Angenommen, der Abperleffekt ist anfangs sehr schön ausgeprägt, aber schon nach wenigen Monaten steigt die Wasseraufnahme des Fassadenbaustoffs bereits wieder kontinuierlich an. (Das kann man übrigens durch einfache Wasseraufnahmeprüfungen feststellen - Karsten'sches Prüfröhrchen, siehe unten.) Aber bis man bemerkt, dass man vom Hersteller bzw. Vertreiber über's Ohr gehauen wurde, sind viele Monate seit der Arbeitsausführung vergangen und nachweisen kann man ihm sowieso gar nichts. Viele Noname-Produkte enthalten viel zu wenig und/oder einen schlechten Wirkstoff für eine nachhaltige Wirksamkeit und trotzdem werden sie immer wieder gekauft - "Sparen am falschen Ende" nennt man das. ;-)

Umgekehrt: Selbst wenn der Abperleffekt schon nach kurzer Zeit verschwunden ist, kann die eigentliche Hydrophobierung, die Reduzierung der kapillaren Wasseraufnahme, noch voll vorhanden sein. Die Ursache für das baldige Verschwinden des Abperleffektes liegt darin, dass die Siliconharze zwar chemisch sehr stabil sind, jedoch von UV-Strahlung recht schnell abgebaut werden. Schon nach kurzer Zeit in der Sonne werden hydrophobierte Flächen wieder von Wasser benetzt. Die UV-Strahlung der Sonne dringt jedoch nicht in den Baustoff ein und dadurch bleibt der im Inneren befindliche Anteil der Hydrophobierung davon unbeeinträchtigt. Nur die durch Abrieb oder andere mechanische Beschädigung der Oberfläche freigelegten - und damit der UV-Strahlung zugänglich gemachten Bereiche - können angegriffen werden. Aus diesem Grund ist die Eindringtiefe für die Dauerhaftigkeit der Maßnahme so eminent wichtig.

Der Profi prüft das Wasseraufnahmeverhalten einer bereits oberflächlich abgewitterten, ehemals hydrophobierten Fassadenfläche übrigens mittels dieses "High-Tech-Gerätes":

Karsten's Prüfroehrchen, anklicken für große Version

Prüfröhrchen nach Karsten
(Abb. aus [2])

Ein graduiertes Glasrohr mit einem kleinem Vorratsgefäß unten dran sowie einer kreisrunden Öffnung (ca. 3 cm im Durchmesser) und Kragrand. Mit Hilfe des kleinen Kragrandes wird das Teil mit einer Art Knetgummi wasserdicht an die Wand geklebt. Es wird mit Wasser gefüllt und nach einiger Zeit der Wasserstand erneut abgelesen. (Auf diesem Foto ist das Wasser eingefärbt, damit man es sehen kann.)

Prüfung der Eindringtiefe

Die Eindringtiefeprüfung kann 30 Minuten nach dem Hydrophobiermittelauftrag erfolgen, indem man eine kleine Stelle mittels Meißel freilegt: Die getränkte Zone zeichnet sich dunkel ab. Sehr genau ist das aber nicht. Besser ist es, die vollständige Entwicklung der wasserabweisenden Wirkung abzuwarten (mindestens 14 Tage; je nach Produkt und Witterung kann es auch noch länger dauern ... Technisches Merkblatt beachten) und erst dann mit dem Meißel eine Stelle freizulegen. Diese Stelle wird dann mit Wasser benetzt und dabei zeichnet sich die hydrophobierte Zone hell ab.

Silikonentferner

Falls trotz Abdeckung der nicht zu imprägnierenden Flächen (Fensterscheiben usw.) Imprägnierlösung an Stellen gelangt ist, wo sie nicht hin sollte: Frische Lösung lässt sich durch Abwischen mit Lappen und Nachwaschen mit reinem Lösungsmittel (natürlich möglichst dem selben, das auch im Imprägniermittel verwendet wird) entfernen.
Sobald die Lösung angetrocknet ist, geht das nicht mehr. Für diesen Fall benötigt man spezielle Lösungsmittel, die als "Silikonentferner" angeboten werden. Auf Glasoberflächen funktioniert das ganz gut, aber auf lackierten Fensterrahmen u.ä. kann der Silikonentferner Lackschäden verursachen.

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Zusammenfassung und tabellarische Übersicht

Wichtig: Die hier angegebenen Eigenschaften sind nur erste Anhaltspunkte! Auf keinen Fall sind sie höher zu bewerten als die jeweiligen Herstellerangaben für ein spezielles Produkt. Die folgende Katalogisierung soll nur den Überblick über die verschiedenen am Markt erhältlichen Produkte ermöglichen, kann aber nicht alle möglichen Kombinationen und Variationen berücksichtigen.

Wirkstoffgruppe Wirkstoffe
(Beispiele)
Lösungsmittel Untergrund Bemerkungen typische Handelsprodukte
Silan anhydrolisiertes Silan
(niedermolekulares 
Alkylalkoxysiloxan)
wasserfreier Alkohol 
(Isopropanol)
Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel, Gips? aufgrund des Isopropanols speziell für Fassadenbauteile mit lösemittelempfindlichen Baustoffen wie z. B. Polystyrol, Bitumen, Bitumendachbahnen, Polymerbitumen Funcosil SN (Remmers)
  aliphatische Lösungsmittel     wird nur in Gemischen mit Siloxanen angeboten (s.u.)
Octyltriethoxysilan Emulsion in Wasser KS, Naturstein, Putz, Ziegel, Porenbeton, Leichtbeton; Gips?   Funcosil WS (Remmers)
Siloxan oligomeres 
Alkylalkoxysiloxan
aliphatische Lösungsmittel Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel, (alkalische Untergründe bei manchen Produkten nur mit einem gewissen Mindestalter von x Monaten); Gips?   Funcosil SNL (Remmers);
Ceretec CT 12 (Ceresit);
Vesterol Siloxan (Hahne)
Siliconharz  polymere Siloxane aliphatische Lösungsmittel      
Siliconat Kalium-Methylsiliconat Wasser nicht für Fassaden einsetzbar; für nachträgliche Hydrophobierung von z.B. Gipskarton- oder Gipswandbauplatte jedoch brauchbar stark alkalische Lösung (pH=13); wird als Hydrophobierungsmittel so gut wie nicht eingesetzt; dafür um so öfter in Komb. mit Wasserglas als Bohrlochinjektagemittel für Horizontalsperren kein Handelsprodukt bekannt; 
Produzenten sind u.a. die Wacker Chemie: "Wacker Bautenschutzmittel BS 15" und GE-Silicones: "Baysilone Imprägniermittel SK" 
Silan-Siloxan-
Gemisch
Silane und oligomere
Alkoxysiloxane
aliphatische Lösungsmittel Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel, auch frische hochalkalische Untergründe (Beton, Kalksandstein, frische Putze); Gips?   Ceretec CT 11 (Ceresit);
Siloxan Fassadenimprägnierung (Colfirmit Rajasil)
Emulsion in Wasser 
(Mikroemulsion)
Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel; Gips? Konzentrat; muss vor der Anwendung mit Wasser verdünnt werden Unil SMK (Kulba);
Hydrophobierung LF (Ispo);
Fassadenschutz conc. (Kertscher);
Sikagard 702 W-Aquaphob (Sika)
Emulsion in Wasser Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel; Gips?   PCI-Siliconal W (PCI Augsburg);
Vesterol SSW (Hahne);
Trock'ne Mauer Silicon-Imprägnierung (Lugato);
Methylsiliconharz +
Octyltriethoxysilan

oder

Alkylalkoxysilan +
Alkylalkoxysiloxan
pastöse Emulsion in Wasser Beton, KS, Naturstein, Putz, Ziegel; Gips? als Pasten, keine fließende Lösung aber trotzdem mit gutem Eindringverhalten; der Vorteil gegenüber den Lösungen: Die Paste kann auch über Kopf verarbeitet werden. StoCryl HC 100 (StoCretec); Infos auch unter den Rohstoffen: "Baysilone Impregnating Cream TP 3803" (GE-Silicones) oder unter WACKER BS® "Creme C" und "Creme D"

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass das ein oder andere Produkt für Gipsbaustoffe doch geeignet ist, steht in der Spalte "Untergrund" oft: "Gips?", mit Betonung auf dem Fragezeichen. Ohne Rückfrage beim Hersteller muss man davon ausgehen, dass Gipsuntergründe mit den jeweiligen Fassadenimprägnierungen nicht hydrophobiert werden kann (siehe den Absatz oben zum "Sonderfall Gipsbaustoffe").

Einen echten Überblick kann diese Tabelle nicht gewähren, lediglich einen Einblick, dafür sind die Produkte zu unterschiedlich und der Kombinationsmöglichkeiten zu viele. Die Auflistung von typischen Handelsprodukte ist selbstverständlich auch bei weitem nicht vollständig und enthält auch nur reine Hydrophobierungsmittel, keine Mischprodukte mit gleichzeitig verfestigender Wirkung (Gemische mit Kunstharzen).
Es gibt Produkte aus vier Jahrzehnten Forschungsarbeit und entsprechend existieren Produkte mit unterschiedlichstem Molekülbau und Eigenschaften. Die Qualitätsunterschiede zwischen "Uralt"entwicklungen und Neuentwicklungen sind selbstredend himmelweit ... die Qualität sieht man der Lösung jedoch in keiner Weise an, sondern sie stellt sich unter Umständen erst Jahre nach der Anwendung heraus ... hier wird vom Anwender/Käufer viel Vertrauen in den Produzenten/Lieferanten gefordert. Das beste Produkt nutzt aber nichts, wenn es falsch angewendet wird ... die richtige Anwendungstechnik ist entsprechend wichtig.

Die technischen Datenblätter und Sicherheitsdatenblätter enthalten nicht nur wertvolle Angaben zu den Inhaltsstoffen, sondern auch die dortigen Anwendungshinweise sollten unbedingt befolgt werden.
Wichtige Herstellerangaben, die auf dem Etikett oder in den Unterlagen nicht fehlen sollten, sind:

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Begriffsdefinitionen (Glossar)

Aromatische Lösungsmittel (Aromaten, aromatische Kohlenwasserstoffe)
Es sind Lösungsmittel mit einem bestimmten Molekülbau. Typische Vertreter der aromatischen Kohlenwasserstoffe sind: Benzol, Toluol, Xylol und Ethylbenzol. Viele Aromaten sind gesundheitsschädlich und daher wird ihre Verwendung zum Schutz der Verarbeiter mehr und mehr eingeschränkt. In den Imprägnierungsmitteln sind sie im allgemeinen unnötig und daher vom gesundheitlichen Gesichtspunkt her ganz einfach unerwünschte Inhaltsstoffe.
Aliphatische Lösungsmittel (Aliphaten, aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Aliphatische Kohlenwasserstoffe unterscheiden sich von den aromatischen Kohlenwasserstoffen im Molekülbau und dadurch auch im Lösevermögen. Manche Siliconverbindungen lösen sich nur schlecht in reinen Aliphaten und man nimmt dann gerne Gemische aus Aliphaten und Aromaten. Sehr oft stammen die Aromatengehalte im anwendungsfertigen Hydrohobierungsmittel aus dem als Rohstoff eingesetzten Produkt. Speziell die etwas älteren siliciumorganischen Rohprodukte enthalten zum Teil erhebliche Anteile Aromaten.
Emulsion
System aus zwei nicht miteinander mischbaren Flüssigkeiten, bei denen die eine Flüssigkeit in Form kleinster Tröpfchen in der anderen Flüssigkeit verteilt ist (Öl in Wasser: z.B. Milch).
Hydrophil
Als hydrophil (wasserfreundlich) werden Baustoffe oder Baustoffoberflächen bezeichnet, die von Wasser gut benetzbar sind.
Hydrophob
Als hydrophob (wasserabstoßend) werden Baustoffe oder Baustoffoberflächen bezeichnet, die von Wasser schlecht benetzbar sind und somit eine typische wasserabweisende Wirkung zeigen.
Hydrophobieren
Unter hydrophobieren versteht man eine nachträgliche Behandlung von Baustoffen, um die kapillare Wasseraufnahme zu reduzieren. Das nachträgliche Hydrophobieren erfolgt durch Imprägniervorgänge, dei denen das Porensystem des Baustoffs mit einem Hydrophobierungsmittel durchtränkt wird. Man nennt diesen Vorgang auch das "äußerliche Hydrophobieren", ihm gegenüber steht das "innere Hydrophobieren" (sog. Massehydrophobierung). Beim Massehydrophobieren wird einer Baustoffmischung, z.B. einem Anstrich oder Putz, ein Hydrophobierungsmittel zusetzt, das dann die gesamte Baustoffmischung bzw. die gesamte aufgebrachte Baustoffschicht hydrophob ausrüstet (Beispiel: die "grünen" Gipskartonplatten).
Oligomer
Abgeleitet von griech.: oligo = wenig  und  mer = Teilchen
Ein Mittelding zwischen Monomer und Polymer, also ein Molekül, das aus mehreren Monomeren besteht, aber noch nicht groß genug ist, um als Polymer bezeichnet zu werden.
Die kurzkettigen Polymerisationsprodukte wie Dimere, Trimere und die folgenden, nennt man Oligomere, eine feste Abgrenzung hinsichtlich der Molekülgröße (wann ist es ein Oligomer, wann ein Polymer) gibt es jedoch nicht.
Testbenzin (Lackbenzin)
Gängiges Lösungsmittel bzw. Verdünnungsmittel in der Lacktechnik. Meistens enthalten Testbenzine geringe Anteile von aromatischen Kohlenwasserstoffen.

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Literaturverzeichnis

[1]  Mundry, Tobias: Einbrennsilikonisierung bei pharmazeutischen Glaspackmitteln.
Analytische Studien eines Produktionsprozesses; Dissertation (eingereicht am 19.7.1999), Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I der Humboldt-Universität zu Berlin.
[2]  Deutsche Bauchemie e.V.: Sachstandsbericht "Hydrophobierung und Umwelt". 2. Ausgabe, April 2001.

[3]  Jakobsmeier, Linda: Reaktivität und Wechselwirkungen siliciumorganischer Verbindungen in einer CaSO4·2 H2O-Matrix
Dissertation, 2000, Technische Universität München. Untersucht wurden die Wechselwirkungen Si-organischer Verbindungen mit einer anorganischen Gipsmatrix. Polymethylwasserstoffsiloxan als Hydrophobierungsmittel für Gips und dessen Wirkungsmechanismus.

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